Einrichtung eines Ökokontos für die Gemeinde Reute
Auftraggeber | Gemeinde Reute |
Planungsprozess | Vorsorge in der Bauleitplanung: Durchführung von Kompensationsmaßnahmen und Bevorratung von Ausgleichsflächen gem. §§ 13-16 & § 18, BNatSchG |
Leistungen | Einrichtung Ökokonto |
Übersichtsplan: Potenzielle Maßnahmenflächen
Fließgewässerrandstreifen
Umwandlung von Acker in (Feucht-)Grünland
Bauliche Entwicklungen machen in aller Regel auch naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen notwendig. Um für den entsprechenden kommunalen Bedarf an Flächen und Maßnahmen vorzusorgen, entschloss sich die Gemeinde Reute zur Einrichtung eines Ökokontos. Dieses bietet die Möglichkeit, systematisch auf die Bedürfnisse der Gemeinde einzugehen. So orientierte sich die Inventur geeigneter Flächen am absehbaren Bedarf an Ausgleichsmaßnahmen und an der Ausstattung des Reutemer Naturraumes. Vor diesem Hintergrund rückten wir neben biotop- und artenschützenden Maßnahmen ebenso die Erhaltung und Förderung des charakteristiscdhen Orts- und Landschaftsbildes in den Vordergrund. Mit ihrem Ökokonto verfügt die Gemeinde Reute nun über Ökopunkte (ÖP) durch bevorratete Ausgleichsmaßnahmen sowie einen Flächenpool für zukünftige Maßnahmen.
Eine Ökopunkte-Prognose sowohl in Bezug auf den Bedarf als auch auf die realisierbaren Maßnahmen bildet den Ausgangspunkt des Ökokontokonzepts. Sie stellt die zu erwartenden Eingriffe den Entwicklungspotenzialen in Frage kommender Ausgleichsflächen gegenüber. Die Annahmen basieren auf der bestehenden FNP-Planung sowie auf den ökologischen Gegebenheiten im Gelände. Geeignete Flächen wurden dann in einem Flächenpool aufgelistet und für jede davon ein Datenblatt angelegt.
Der Bestandsaufnahme folgte die Bewertung von Ausgangs- und Ziel-Zustand jeder Fläche anhand der relevanten Schutzgüter (insbesondere Arten und Biotope sowie Boden). Diese erfolgte mittels der Methode der LUBW gemäß der Ökokontoverordnung (ÖKVO). Auf der Eingriffsseite wurde so ein Bedarf von voraussichtlich 1.250.000 ÖP ermittelt. Dem gegenüber steht die Ermittlung der Entwicklungspotenziale möglicher Ausgleichsflächen. Dabei wurde der Ziel-Zustand jeder Fläche aus dem vorhandenen Potential (Ist-Zustand) und dem Ziel des Ausgleichskonzeptes prognostiziert. Diesem Soll-Zustand ließ sich dann anhand des Planungsmoduls des LUBW-Bewertungsschlüssels ein entsprechender ÖP-Wert zuweisen. Mit der Bewertung aller entwickelten Ziele ließ sich ein Kompensationspotential von insgesamt 4.660.000 ÖP ermitteln. Im Vergleich zur Eingriffsprognose verdeutlicht dies den Spielraum der Gemeinde, zwischen verschiedenen Ausgleichsstrategien auszuwählen.
Zur Auswahl stehen thematisch unterschiedliche Maßnahmenbausteine: Ein solcher Baustein bezieht sich beispielsweise auf die Entwicklung der Auenstandorte und Fließgewässerrandstreifen. So lassen sich mittels der „Umwandlung von Acker in (Feucht-)Grünland in der Glotter-Auen“ Habitate für Zielarten wie den Großen Feuerfalter, die Sumpfschrecke und den Weißstorch schaffen. Darüber hinaus schützen solche Feuchtwiesen die verschlämmungsempfindlichen Auenstandorte vor weiterer Erosion. Ein weiterer Baustein sieht die Schaffung artenreicher Säume als Ost-West-Verbund, u.a. entlang des nördlichen Waldrandes vor. Durch entsprechende Mahd und Entfernung von Gestrüpp-Vegetation sowie das Vermeiden von Beschattung kann der Biotopverbund für Offenlandarten gestärkt werden. Artenschutzrechtlich hat dieser Maßnahmenkomplex den Tintenfleck-Weißling (Tagfalter) und die Zauneidechse im Blick. Darüber hinaus stehen auch die folgenden Bausteine zur Verfügung: Optimierung des Biotopverbundes durch Umwandlung von Acker in Grünland, Optimierung vorhandener Wiesenflächen und Förderung alter Obstsorten; Anlage von Ackerrandstreifen (Produktionsintegrierte Kompensation); Renaturierung und Aufwertung von Gräben und Stillgewässern zur Optimierung von Feuchtbiotopen; Bodenauftrag auf (Acker-)Flächen durch nicht-belasteten Boden sowie Gehölzpflanzungen.
Als weitere, ökonomische Entscheidungshilfe für die Gemeinde wurden für alle Bausteine die überschlägigen Kosten je Maßnahmentyp sowie ÖP berechnet und anhand dieser in fünf Effizienzklassen (sehr gering bis sehr hoch) eingestuft. Damit steht ein zusätzliches Werkzeug zur Verfügung, den Mitteleinsatz möglichst effizient zu gestalten.